(Die Tagung ist leider ausgefallen)

 

Der Markt hat Einzug gehalten in die Arbeit mit Straffälligen. Eine Reihe von Beispielen zeigt, dass die Resozialisierung Straffälliger zunehmend zu einem Geschäft für spezialisierte Dienst­leis­ter auch aus dem Profitbereich wird. Auf der Grundlage marktliberaler Haltungen entwickelt sich so ein justizpolitischer Main­stream, in dem gemeinnützige Organisationen sich wohl nur behaupten können, wenn sie ihre Angebote zu den Zielen der Justiz kompatibel gestalten, deren Aufgaben modular ergänzen oder ersetzen.
Leistung gegen Bezahlung tritt als Prinzip an die Stelle eines bisher von freundlicher, aber kritischer Distanz geprägten Kooperationsverhältnisses. Das wirtschaftliche Über­le­ben der freien Träger ist gesichert, aber die ureigene Identität bleibt auf der Strecke.
Freie Straffälligenhilfe ist in ihrem Selbstverständnis fundamental angefragt und ihr Wertegerüst schwankt bedenklich. Aber vielleicht bedarf es ja nur noch des pragmatischen Lücken­schlusses zwischen den traditionell systemkritischen Vordenkern des Feldes und einer wachsenden Zahl von Einrichtungen, die sich strategisch längst an einem sich rasant entwickeln­den Resozialisierungsmarkt orientieren und so ihr Überleben sichern!?
Ist wirklich keine Rede mehr von der ehemals so wichtigen unabhängigen Lobbyfunktion für Straffällige und einem Selbstverständnis als kritischer kriminalpolitischer Stachel im Fleisch einer übermächtigen Justiz? Wie wird das zukünftige Profil freier Straffälligenhilfe aussehen und wie kann es gelingen, die Hilfe weiter explizit im Sinne der Betroffen zu gestalten?
Das Spannungsfeld der diesjährigen Fachwoche Straffälligenhilfe ist längst eröffnet, von einer Befriedung aber weit entfernt. Der Gegensatz zwischen Grundhaltungen und Anforderungen ist offenkundig. Oder etwa nicht? Die diesjährige Fachwoche Straffälligenhilfe bietet Gelegenheit, auf der Grundlage fundierter Inputs die Köpfe zusammenzustecken, gemeinsam grundlegende Überlegungen anzustellen und daraus eine Haltung zu entwickeln, die hoffentlich neue Perspektiven eröffnet und für mehr Handlungssicherheit sorgt.
Wir freuen uns auf Sie!

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