Lebenslagen und Hilfeangebote unter geschlechtsspezifischen Aspekten

Fachwoche Straffälligenhilfe vom 27.11.- 1.12.2006 in Bergisch-Gladbach

 

Es gibt kaum einen gesellschaftlichen Bereich, in dem die Unterschiede zwischen den Geschlechtern so augenfällig sind, wie bei der Kriminalität: Häufigkeit, Art und Schwere der begangenen Delikte unterscheiden sich bei Frauen und Männern beträchtlich. So beträgt etwa der Anteil weiblicher Tatverdächtiger nur knapp ein Viertel aller Tatverdächtigen. Frauenkriminalität zeichnet sich durch einen gegenüber der Männerkriminalität geringeren Anteil bei Gewaltdelikten aus und hat ihren Schwerpunkt bei Vermögensdelikten.

Aber auch die gesellschaftliche Reaktion auf Kriminalität und abweichendes Verhalten differiert bei Frauen und Männern stark:

Diese Befunde legen den Schluss nahe, dass Frauen- und Männerkriminalität bzw. -Kriminalisierung als jeweils eigenständige soziale Phänomene zu betrachten sind. Die Straffälligenhilfe muss daher in ihren Konzepten und Hilfeangeboten geschlechtsspezifische Ansätze aufgreifen. Gender Mainstreaming Prozesse können perspektivisch für jeweils adäquate Angebote für Frauen und Männer sorgen.

Die Tagung möchte in Referaten an den Vormittagen den theoretischen Bezugsrahmen einer Straffälligenhilfe unter Berücksichtigung der Erkenntnisse der Geschlechterforschung (weiter-)entwickeln und Wege zur erfolgreichen Implementierung von Gender Mainstreaming Prozessen aufzeigen. In den Workshops am Nachmittag werden die Teilnehmer an den in den Referaten angerissenen Themen weiterarbeiten und Perspektiven für die Umsetzung vor Ort entwickeln.

 

Vorträge und Workshops:

  • Gender Mainstreaming – Chance oder Modediskurs?
    Prof. Gabriele Kawamura-Reindl
  • Abweichendes Verhalten und Geschlecht – Eine vielschichtige Beziehung
    Prof. Dr. Mechthild Bereswill
  • Männer und Gewalt: Männergewalt?
    Prof. Dr. Joachim Kersten
  • Geschlechtsspezifische Konzepte und Perspektiven im Strafvollzug
    Renate Wielpütz
  • Mann oder Opfer?
    Hans-Joachim Lenz
  • Zur sozialen Wahrnehmung von Frauen als Täterinnen
    Prof. Dr. Ulrike Popp
  • Vorstellung ausgewählter Projekte
    Isabelle Delens-Ravier und Hans Schmidt
  • Gender-Mainstreaming in der europäischen Straffälligenhilfe – Quo Vadis?,
    Bettina Cummerow

 

Dokumentation:

Gabriele Kawamura-Reindl, Lydia Halbhuber-Gassner, Cornelius Wichmann (Hrsg.) Gender Mainstreaming – ein Konzept für die Straffälligenhilfe? ISBN 978-3-7841-1787-4 1. Auflage, November 2007, Kartoniert/Broschiert, 338 Seiten.

 

Flyer Fachwoche 2006