Die Bedeutung von Kunst(projekten) in der Arbeit mit Straffälligen

Fachwoche Straffälligenhilfe vom 30.11. – 02.12.2015,  Evangelischen Akademie Meißen

 

Seit Jahren sind Projekte sehr erfolgreich darin, kreative Potentiale im Strafvollzug und in der Straffälligenhilfe zu nutzen. In kreativ oder auch medienpädagogisch ausgerichteten Kursen und Projekten entdecken die Teilnehmer(innen) unvermutete Begabungen, entwickeln neue Interessen und Sichtweisen. In einer fruchtbaren und kreativen Atmosphäre, unterstützt von einer positiven Gruppendynamik und manchmal kunsttherapeutisch gefördert, können Straffällige so inner- und außerhalb des Strafvollzugs neue Verhaltensweisen und Lebenskonzepte entwickeln.

Die angebotenen Formen und Formate kreativer Betätigung sind vielfältig: Neben Theater, Malerei und Bildhauerei gibt es Schreibwerkstätten, Video- und Computergruppen. Es wird gemeinsam – oder alleine – musiziert, mit Ton gearbeitet und sogar gestickt und gehäkelt. Nicht als Beschäftigung oder Selbstzweck: Die Teilnehmer(innen) werden aufmerksam für sich und andere, öffnen und verändern sich. Sie können vermittels der kreativen Aktionen über ihren Lebensweg reflektieren und erschließen sich neue Ausdrucksmöglichkeiten. Dies bewirkt nicht selten eine positive Veränderung der Selbstwahrnehmung.

Aber auch die Außenwahrnehmung der Straffälligen verändert sich durch solche Projekte: Öffentliche Veranstaltungen, Ausstellungen und Vernissagen tragen den Alltag und die Lebenswirklichkeit des Gefängnisses auch in gesellschaftliche Gruppen, die ansonsten eher mit Kultur als mit Strafvollzug vertraut sind. Damit erreicht das Thema Resozialisierung und die dafür notwendigen Rahmenbedingungen die Mitte der Gesellschaft. Unverzichtbare Schlüsselpersonen für die gesellschaftliche Einbindung des Strafvollzugs und der Straffälligen sind die vielen Künstlerinnen und Künstler, die sich in solchen Kunstprojekten engagieren.

Kunst kann helfen, Brücken für Straffällige zurück in die Gesellschaft zu bauen – aber auch von der Mitte der Gesellschaft an die oftmals wenig beachteten Ränder.

Die Fachwoche Straffälligenhilfe 2015 diente dazu, den Mitarbeiter(inne)n in der Straffälligenhilfe Qualifikationen und Fachkenntnisse vermitteln, um künstlerisch ausgerichtete Ansätze und Arbeitsformen in die eigene Arbeit zu integrieren.

 

Vorträge:

  • Mensch und Kunst: Eine Zeitreise
    Harald Nicolas Stazol
  • Die Kunst der Teilhabe: Möglichkeiten und Grenzen partizipativer Kunstprojekte im Strafvollzug
    Diemut Schillig
  • Kunst als Medium zur Selbstermächtigung und Teilhabe
    Beate Blank
  • Was können kunsttherapeutische Angebote im Strafvollzug leisten?
    Alfred Haberkorn
  • Theater an der Grenze von Spiel und Therapie
    Maja Wolf
  • Kunst im Gefängnis – ein Stück Freiheit?
    Christian Kuhn

Workshops:

  • Besuch des Kreativzentrums der JVA Zeithain
    Alfred Haberkorn
  • Die Tiefsee als Metapher. Aus biografischen Texten entsteht ein Stück
    Antje Grüner
  • Kunsttherapeutische Familienarbeit für inhaftierte Väter
    Jaqueline Hamann, Uwe Ziegler
  • Kunsttherapie während der Zugangsphase auf der Sozialtherapeutischen Station der JVA Waldheim
    Astrid Bootz
  • Wie wird ein Mann ein Mann? Durch afrikanische Märchen zu den Wurzeln des Mannseins
    Thomas Gotthilf
  • Maskenspiel – Archaische Masken und Charaktermasken
    Yvonne Dick
  • Theaterarbeit im Vollzug – Von der Idee zum Projekt
    Jaqueline Hamann, Uwe Ziegler
  • Podknast – Wie es wirklich ist. Knastkultur – Ein kreativer Weg
    Nicole Sonnenbaum, Inge Roy

 

Dokumentation:

Lydia Halbhuber-Gassner (Hrsg.), Barbara Kappenberg (Hrsg.): Mit Kunst Brücken bauen. Die Bedeutung von Kunst(projekten) in der Arbeit mit Straffälligen. ISBN 978-3-7841-2962-4. 1.Auflage, Januar 2017, Kartoniert/Broschiert, 112 Seiten

 

Flyer Fachwoche 2015

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