Inhalt:

In kaum einem gesellschaftlichen Bereich zeigen sich geschlechtsspezifische Unterschiede so augenfällig, wie dies bei der Kriminalität der Fall ist: Häufigkeit, Art und Schwere der entdeckten und begangenen Delikte unterscheiden sich zwischen Frauen und Männern beträchtlich. Empirisch ist belegt, dass auch die Art und die Intensität der gesellschaftlichen Reaktionen auf Kriminalität geschlechtsspezifisch unterschiedlich ist.
Dieser Band will den Blick auf geschlechterspezifische Sichtweisen und Bedürfnisse lenken, blinde Flecken und Vorurteile in der Wahrnehmung von Tätern und Opfern aufzeigen und Perspektiven für einen geschlechtergerechten Umgang mit straffällig gewordenen Menschen und den beruflich damit Befassten darlegen. Gezeigt werden soll, wie bereits erfolgreich implementierte Gender Mainstreaming-Prozesse auch in der Straffälligenhilfe perspektivisch zu verbesserten Hilfeangeboten und Lebenslagen führen können, aber auch, welche Defizite im Arbeitsfeld noch bestehen.

 

Rezension:

Umfangreiche theoretische Überlegungen und Analysen zu Genderaspekten in der Arbeit mit Straffälligen werden im vorliegenden Band mit konkreten Anwendungsbeispielen kombiniert. So erhält der Leser die Möglichkeit, die vorgestellten Theorien anhand praktischer Hinweise nachzuvollziehen und zu vertiefen. Schon unter diesem Gesichtspunkt muss der vorliegende Band als beispielhaft für die Verbindung von Theorie und Praxis bezeichnet werden. Die Ausführungen im ersten Abschnitt des Bandes verdeutlichen, dass die Umsetzung des Gender Mainstreaming eine Herausforderung für die gesamte Soziale Arbeit darstellt. Genderkompetenz ist in der Sozialen Arbeit ein zentrales Professionalitätsmerkmal, welches den Professionellen ermöglicht, geschlechterstrukturelle Bedingungen und Lebenschancen zu erkennen und deren Verortung in Wissenschaft, auf der biografischen Ebene und in der Ausgestaltung institutioneller Bedingungen aufzudecken und zu gestalten.

Der vorliegende Band überzeugt grundsätzlich, denn er überträgt nicht einfach ein gesellschaftswissenschaftliches und -politisches Konstrukt auf ein Arbeitsgebiet, sondern eröffnet eine generelle Verbesserung  für den gesellschaftlichen Umgang mit abweichendem Verhalten.

(Gernot Hahn. Rezension vom 15.03.2008 zu: Gabriele Kawamura-Reindl, Lydia Halbhuber-Gassner, Cornelius Wichmann (Hrsg.): Gender mainstreaming – ein Konzept für die Straffälligenhilfe? Lambertus Verlag GmbH (Freiburg) 2007. ISBN 978-3-7841-1787-4. In: socialnet Rezensionen, ISSN 2190-9245, https://www.socialnet.de/rezensionen/5486.php, Datum des Zugriffs 20.02.2018.)

 

Gabriele Kawamura-Reindl, Lydia Halbhuber-Gassner, Cornelius Wichmann (Hrsg.): Gender mainstreaming – ein Konzept für die Straffälligenhilfe? ISBN 978-3-7841-1787-4. Lambertus Verlag GmbH (Freiburg) 2007. 338 Seiten.

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