Zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Bundesweite interdisziplinäre Tagung der Katholischen Akademie Stapelfeld in Kooperation mit der Professur für Christliche Sozialethik der Universität Würzburg und der Katholischen Gefängnisseelsorge in Deutschland e. V.
Was bestimmt den Justizvollzug? Es gibt klare normative Grundlagen – allen voran Rechtsnormen, an denen sich das vollzugliche Handeln auszurichten hat. Wie aber, und das ist eine zentrale Frage dieser Veranstaltung, verhält sich dieser normative Anspruch zur alltäglichen Wirklichkeit in den Anstalten? Zur Beantwortung dieser Frage ist es nötig, genau hinzusehen und den Alltag in den Justizvollzugsanstalten wahrzunehmen. Was sind aktuelle Entwicklungen? Was läuft gut, was weniger? Zwischen Anspruch und Wirklichkeit eröffnet sich ein weites Spannungsfeld. Denn die Rechtsnorm muss im Alltag ihre bindende und gestaltende Kraft entwickeln. Es gibt zudem weitere Normen und Vorschriften, und es gibt Traditionen, Werte und Überzeugungen, die unser Handeln bestimmen – mitunter stehen sie in Spannung zueinander. Was sind die Werte der Akteure, was die der Organisation, welches sind die Werte des Umfeldes, der Gesellschaft, der Politik? Und wie verhalten sie sich zueinander? Es ist Aufgabe der Ethik, über solche Fragen des richtigen Handelns nachzudenken. Sie reflektiert auch ihre eigene Rolle im Justizvollzug, da die ethische Reflexion hier zu einer Vermittlung von Anspruch und Wirklichkeit beitragen kann. Was beschäftigt uns in der Praxis? Was leitet unser Handeln wirklich? Diese und andere Fragen gilt es zu erörtern im Wechselwirkungsverhältnis von Theorie und Praxis und im interdisziplinären Diskurs.
Eingeladen sind Vertreterinnen und Vertreter aus der Vollzugspraxis, der Politik, der Wissenschaft, den Gerichten, der Staatsanwaltschaft, der Polizei, den sozialen Diensten der Strafrechtspflege, der Anwaltschaft, den Medien, der Gefängnisseelsorge, der Gefangenenhilfe sowie Ehrenamtliche und interessierte Bürgerinnen und Bürger. Gemeinsam wollen wir überlegen, wo wir stehen, und welche Strategien wir benötigen, damit Anspruch und Wirklichkeit nicht auseinanderklaffen, denn der Justizvollzug ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
