Neue Ansätze der Straffälligenhilfe auf dem Prüfstand

Fachwoche Straffälligenhilfe vom 24. – 28. 11. 2003 in Bergisch-Gladbach

Der Titel der Fachwoche Straffälligenhilfe 2003 ist dem bekannten Artikel des New-Yorker Soziologen Robert Martinson zur Gefängnisreform in den USA entlehnt. Knapp dreißig Jahre später scheinen die damals aufgeworfenen Fragen nach wie vor aktuell, aber auch weitgehend unbeantwortet zu sein. Denn sowohl Martinsons Fazit: „nothing works“, wie auch das häufig zu hörende „everything works – but nobody knows how and why“ befriedigen letztendlich nicht. Was bleibt, ist eine große Unsicherheit über die Wirksamkeit der Maßnahmen und Methoden sozialarbeiterischen Handelns.

Gerade bei der Behandlung von Strafgefangenen wird häufig die Forderung erhoben, mittels Ansätzen und Methoden, deren Wirksamkeit „erwiesen“ oder zumindest nachprüfbar ist, die Rückfallquote möglichst zu minimieren. In diesem Zusammenhang ist in der jüngeren Zeit ein vermehrtes Auftreten von Arbeitsansätzen zu beobachten, die mit dem Anspruch auftreten, dieses Versprechen einlösen zu können. Es handelt sich dabei vorrangig um Ansätze, die aus der kognitiven Verhaltenstherapie entwickelt wurden.

Die Fachwochen Straffälligenhilfe erheben den Anspruch eines Gespürs für aktuelle Tendenzen in der Praxis wie in der öffentlichen Meinung. Sie wollen Seismographen sein, an denen man zugleich ablesen kann, wie es um das Selbstverständnis und die gesellschaftliche Verortung der Straffälligenhilfe jeweils bestellt ist. Die Fachwoche Straffälligenhilfe im Jahr 2003 will daher mit Praktikern und Wissenschaftlern den o.g. Fragen nachgehen und einen Überblick über neue Arbeitsformen geben, die zugrunde liegenden psychologischen Ansätze und Menschenbilder vorstellen und nicht zuletzt den Versuch unternehmen, diese neuen und besonders jene an die Lerntheorie angelehnten Arbeitsansätze anderen in der Straffälligenarbeit etablierten Methoden und Arbeitsformen gegenüberzustellen.

Damit sind aber vielfältige und zum Teil neue Fragestellungen verbunden. Was wird kriminologisch überhaupt unter dem Begriff „Wirkung“ verstanden – und wie kann man sie messen. Gibt es bereits gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse zur Wirksamkeit verschiedener Ansätze? Was können neue Methoden, was sind die Vorteile der eingeführten Arbeitsweisen? Was ist bei der Umsetzung in die Praxis zu beachten.

Um davon eine genauere Vorstellung zu erhalten, werden im Rahmen der diesjährigen Fachwoche drei ausgewählte neue Projekte ausführlich vorgestellt werden. Dabei wird Gelegenheit sein, sich detailliert mit dem Konzept und dem zu Grunde gelegten theoretischen Ansatz, aber auch mit den bisherigen Praxiserfahrungen auseinander zu setzen.

 

Vorträge und Referate:

  • What Works? – Zum Stand der internationalen kriminologischen Forschung
    Gerhard Spiess
  • Evaluation – Woher wissen wir, was wirkt?
    Prof. Dr. Helmut Kury
  • „Therapie statt Training“ – Was können andere psychologische Ansätze?
    Dr.Willi Pecher
  • Denkzeit – ein sozialkognitives Einzeltraining mit jungen Straftätern
    Grit Jokschiess
  • Ambulante Psychotherapie mit Sexualstraftätern
    Hans-Jürgen Pitzing
  • Kritik der individual-zentrierten pädagogischen Programme in der sozialen Arbeit
    Prof. Dr. Timm Kunstreich
  • Die Dynamik von Inklusions- und Exklusionstendenzen in der Gesellschaft
    Prof. Dr. Joachim Kersten

 

Dokumentation:

Heinz Cornel / Werner Nickolai (Hrsg.): What Works? Neue Ansätze der Straffälligenhilfe auf dem Prüfstand. Lambertus. Freiburg. 2004. ISBN-10: 3784115470 ISBN-13: 978-3784115474

 

Flyer Fachwoche 2003